Was ist nur aus mir geworden , dachte sich der alte Rabe Kambulin als er auf einer Wiese Rast machte und die vorbeifliegenden Raben sah, die voller Stolz und Kraft ihre Runden zogen am Himmel. Wie gerne würde ich die Zeit zurückdrehen und wieder durch die Lüfte fliegen , andere Länder sehen und so manches Abenteuer erleben. Stattdessen sitze ich hier und muss zusehen, welchen Spass die anderen Raben haben. Wie gerne würde ich mit ihnen in die Lüfte steigen, aber für das bin ich mittlerweile zu alt und zu schwach.
Für Kambulin wurde es immer schwieriger und von Tag zu Tag wurde er immer schwächer auf seiner beschwerlichen Suche nach Nahrung. Die Witterung um diese Jahreszeit machte es dem Raben nicht gerade leicht etwas Futter zu finden. Gefrorene Böden, Futterhäuschen die mit Schnee bedeckt waren und sowieso wenig Futter, da es den Menschen anscheinend zu kalt war um rauszugehen und ein paar Körner auszustreuen.
Auf dem Weg von Garten zu Garten, von Haus zu Haus, kam Kambulin an einer Stelle vorbei die geradezu einladend aussah, aber gleichzeitig sein Misstrauen weckte, da der Rabe schon allzuoft nichts Gutes mit den Menschen erlebt hatte. Ein kleiner Platz in einem Garten war zu sehen, gleich drei Vogelhäuschen in verschiedenen Bauweisen, prallgefüllt mit Tannenzapfen, Nüssen, Mandeln und Eicheln. Fein säuberlich in kleine Schüsseln verteilt, rundherum geschützt durch ein natürliches Mauerwerk aus Sträuchern, das wahrscheinlich von Anfang an nur für diesen Zweck so gepflanzt wurde, um den Tieren im Winter Schutz und einen Futterplatz zu bieten.
Kabulin konnte nicht mehr widerstehen, vergessen war sein ganzes Misstrauen den Menschen gegenüber, viel zu groß war sein Hunger um an diesen Leckereien einfach vorbei zu gehen. Wie gut war es, sich wieder einmal richtig sattzufressen.In seinem Übermut überhörte Kambulin den Mann, dem das alles hier gehörte und der sich leise angeschlichen hatte um den Raben zu beobachten. Wie groß war sein Schreck als er ihn dann schließlich doch bemerkte. Aber der Mann machte keinen bösen Eindruck auf Kambulin, er verjagte den Raben nicht sofort wie die meisten anderen Menschen die das Tier bei seiner Futtersuche überraschten. Der Mensch streckte Ihm langsam und vorsichtig seine Hand entgegen, die mit leckeren Sonnenblumenkernen gefüllt war. “Hab keine Angst, ich will Dir bestimmt nichts tun”, sagte er mit ruhiger Stimme. Ich biete Dir meine Freundschaft an und einen friedlichen Platz, an den Du immer wieder zurückkehren kannst, Futter findest und sicher bist.
Kambulin verstand die Worte des alten Mannes natürlich nicht, aber die ruhigen Sätze und seine Gelassenheit weckten ein bisschen Vertrauen bei dem Vogel. Und so nahm er auch ein paar Sonnenblumenkerne, die ihm der Alte bereitwillig auf den Boden gestreut hatte.
Bine Beldecor says
Hallo liebe Nora,
das ist mal wieder eine berührende Geschichte… lieben Dank dafür und ein entspanntes Adventswochenende!
Herzliche Grüße
Bine
lapetitecuisine says
Liebe Nora, soviel Komplimente auf einmal. Werde ganz rot 😉 Ein sehr hübsches Blog hast Du da – so ein süßes Header!! Du lebst in Österreich, wenn ich das richtig verstanden habe. Wo denn genau, wenn ich fragen darf? Ganz herzliche Grüße Susanne
Casa del cuore says
Ich liebe Geschichten die zum nachdenken anregen. Dein Blog und die Fotos sind wunderschön!
Herzlichst
Melanie
Anna says
Oh liebe Nora!
So eine schöne Geschichte und sooo tolle Fotos! Das ist einfach ein wunderschöner Post! Danke dafür!
Ganz viele liebe Grüße, Anna
weisser traum says
oh wie zutreffend.
übrigens dein header einfach ein traum.
wünsche dir noch einen schönen abend.
sei lieb gegrüsst daniela
Karen says
Ich meinte natürlich “wahr”…hmmmm…grummel.
Karen says
Wie war!
hotel mama says
Liebe Nora,
wo nimmst du bloß die Zeit her uns jeden Tag eine so schöne Geschichte zu präsentieren???? Ich komm zur Zeit kaum ins Bloggerland… mein Tag müsste gut und gerne ein paar Stündhen mehr haben… irgendwie läuft mir die Zeit gerade ein bisserl davon;-)) Die Geschichte macht sehr nachdenklich… aber gottseidank gibt es auch noch viele Menschen die wissen daß es ohne ein “Miteinander” unabhängig von Alter oder Generationen nicht geht.
Wünsch die weiterhin eine schöne Adventszeit.
GGGGGLG Ursula
Rozmeen says
🙂
Hugs,
Rozmeen
ms.J.J says
wow:),
Very nice image!!!!
Good luck to you!
ms.J.J says
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Teacup-In-The-Garden says
So ist das…
Liebe Grüße,
Markus
Betty says
Na das regt mal wieder zum Nachdenken an, wenn man gleichzeitig daran denkt, dass einem selbst alles weh tut, wenn man morgens aus dem Bett steigt 😉
*wink*
Betty
LARISSA says
Liebe Nora,
vielen Dank für diese Geschichte, die auch mich zum Nachdenken anregt… Und auch ich glaube, daß dies nicht unbedingt nur eine Frage des Alters ist, sondern daß es eher ums “anders-sein” geht…
Viele liebe Grüße von Larissa
Elisabeth Palzkill says
Liebe Nora,
eine nachdenkliche Geschichte.
In Liebe
Elisabeth
white life© says
Für mich ist das keine Frage des Alters, vielmehr eine Entwicklung aufgrund von Erfahrungen. Neid, Missgunst, Hass, Gewalt gab es schon immer, aber durch die öffentliche Zurschautragung von Dummheit, Dreistigkeit, Mobbing und Schwachmatismus hat es in der heutigen Zeit nicht nur ein alternder Rabe schwer. Sogar Erstklässler müssen vor dem ABC lernen, sich zu verteidigen und ständig auf der Hut zu sein.
Ich hoffe jedoch, dass diese Geschichte nur ein verschwommener Spiegel deiner Seele ist ….
GGLG
Tine